9. Dezember. Es ist ruhig. zu ruhig. Ich überlege kurz ob ich tatsächlich alle Kinder von Kita und Schule eingesammelt habe, man weiß ja nie. Ist ja schon viel manchmal an was man alles denken soll: Jacke, Handy, Schlüssel, Zähne geputzt, Haare gekämmt, Winter – Mütze, ach Socken…und Kind, ja Kind. Wie viele 1, 2 oder 3? Welches von den vielen? Ich erinnerte mich kurz an den Rückweg und den Terz auf dem nach Hause von der Kita und mir wurde klar „Doch ich hab da zwei abgeholt und anhand ihres Verhaltens weiß ich auch, dass es die richtigen- also meine seine müssen“. Also zwei Kinder sollten mindestens hier sein. Es ist immer noch ruhig. Das ist nicht gut. Das ist nie gut. Stille – das wissen alle Omas Opas, Mamas, Papas, Tanten, Cousinen…also alle, Stille ist immer der Vorbote des Unheils. Bevor dem Noah seine Sintflut angepriesen wurde, was war? Stille! Ein Dino zum anderen Dino „Man wat is dat heute still hier“ zack bum Meteorit alle tot. Ich gucke also in die Küche – nix. Spielzimmer – nix. Schlafzimmer -nix. Badezimmer – nix. Dann eben nochmal von vorne: Küche. Es raschelt. Wir gehören zu denen die ein Sofa in der Küche stehen haben. Jetzt machen sich die vielen Stunden abends leise zur Süßigkeiten-Schublade schleichen bezahlt. Ich schleiche auf Zehenspitzen zum Sofa. Es kichert. Ich luke über das Sofa drüber. Und ja, jetzt bin ich mir wirklich sicher, dass ich meine Kinder mitgenommen habe. Ein verschmiertes Schokogesicht sitzt neben einem Weingummi-Wesen umringt von Süßigkeiten Verpackung. Ich blicke zu den drei Adventskalendern. Die Törchen 18, 22 und 24 vom Kalender des großen Bruders hängen traurig und leer an der Wand. Klar, dass die beiden schlau genug waren nicht an ihre eigenen Kalender zu gehen- irgendwas müssen sie ja vom Papa haben…Die zwei schmatzenden Wesen schrecken zusammen als sie mich sehen. Immerhin, der moralische Kompass scheint noch intakt – hab also nicht alles falsch gemacht.
